Veränderungen verwirklichen
Was läuft gut, was soll sich ändern? Der Jahreswechsel ist die Zeit des Rückblicks und der Vorsätze. Wie Veränderungen gelingen können, darüber forscht Dr. Sonia Lippke, Adjunct-Professorin für Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin an der Constructor University, seit langem. Ein aktuelles Forschungsvorhaben befasst sich zum Beispiel mit Mitarbeitenden in psychiatrisch-psychosomatischen Kliniken und Praxen. Es will herausfinden, wie es um Arbeitsanforderungen, Ressourcen und Veränderungsbedarfe bestellt ist. Für die Online-Umfrage werden noch Teilnehmende gesucht.
Frau Lippke, viele Menschen wünschen sich neue Impulse, sei es im Beruf oder im Alltag. Unterscheiden sich Neujahrsvorsätze eigentlich vom unseren alltäglichen Plänen nach Veränderung?
Psychologisch betrachtet erst einmal nicht, aber kleine Unterscheide gibt es schon. Der wichtige Unterschied ist, dass hier das neue Jahr den Veränderungsimpuls setzt. Typischerweise haben wir zwischen den Jahren die Zeit, ein bisschen runterzufahren, die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen und sich über die kommenden Monate Gedanken zu machen. Viele nehmen sich dann vor, das, was sie im vergangenen Jahr nicht geschafft haben, doch noch zu verändern.
Vorsätze haben die unangenehme Eigenschaft, dass es oft bei ihnen bleibt. Wie bekommt man sie verwirklicht?
Viele Menschen schaffen es tatsächlich sehr erfolgreich, ihre Vorsätze auch umzusetzen und an ihnen festzuhalten, das ist eine positive Botschaft. So nimmt etwa die Zahl der Rauchenden kontinuierlich ab. Grundsätzlich gilt: Es gibt kein Patentrezept, man muss immer gucken, was zu einem selber passt. Um beim Rauchen zu bleiben: Ein zweiwöchiger Urlaub kann zum Beispiel ein viel besser Zeitpunkt sein, mit dem Rauchen aufzuhören als der Jahreswechsel.
Warum das?
Zwar dauert es länger, Gewohnheiten aufzubauen, aber dann hat man schon mal die Gelegenheit, das Nichtrauchen einzuüben. Das hilft, um zum Beispiel bei Stresssituationen, etwa im Job, nicht gleich wieder zur Zigarette zu greifen. Es kann aber auch sein, dass der Stresslevel im Beruf angegangen oder die Arbeitsbedingungen verändert werden müssen, um langfristig mit dem Rauchen aufzuhören. Da gibt es ganz viele Möglichkeiten.
Welche Rolle spielt die Änderungsmotivation bei der Verwirklichung der Ziele?
Bis zu einem bestimmten Level ist Motivation tatsächlich förderlich, aber eben nur bis zu einem bestimmten Ausmaß. Sich dann noch mehr vorzunehmen, bringt gar nichts. Viel wichtiger wäre es, sich konkrete Ziele zu setzen und sich zu überlegen: Was brauche ich in der speziellen Situation, um meine Ziele zu erreichen? Und hat man es dann geschafft, hat man eine Erfolgserfahrung, sollte man auch mal innehalten, sich auf die Schulter klopfen und ein bisschen feiern.
Der Veränderungswille ist gerade im Berufsleben sehr verbreitet. Ihre Doktorandin Katharina Schiffer forscht über die Situation von Mitarbeitenden im psychiatrisch-psychosomatischen Kliniken. Worum genau geht es in der Studie?
Wir wollen besser verstehen, wo es hakt und warum sich viele Menschen überfordert oder unzufrieden fühlen. Aus der Forschung wissen wir, dass der Teamzusammenhalt zentral ist, auch um Phasen von hoher Arbeitsbelastung gut bewältigen zu können oder wenn es aufgrund von anderen Faktoren sehr stressig ist. Zu einer guten Arbeitskultur gehört auch ein konstruktiver Umgang mit Fehler. Wo immer Menschen zusammenarbeiten, kann es zu Problemen kommen. Im klinischen Kontext oder in Praxen sind die Herausforderungen nochmal besonders, weil hier die Patientensicherheit immer im Vordergrund steht. Zu Problemen kann es etwa kommen, wenn eine Übergabe oder der Informationsaustausch nicht optimal läuft.
Im Rahmen der Forschungsarbeit soll eine Online-Befragung von 600 Mitarbeitenden stattfinden. Können sich Interessierte noch beteiligen?
Das können sie, und darüber würden wir uns sehr freuen. Wir wollen Mitarbeitende zu Wort kommen lassen, die als Psychiater*innen, Psycholog*innen und Pflegepersonal in psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken arbeiten. Die Umfrage wird über die Plattform SoSci Survey durchgeführt, sie nimmt etwa 8 Minuten in Anspruch. Alle gesammelten Daten werden anonymisiert und sicher gespeichert, um sicherzustellen, dass einzelne Antworten nicht zu einem Teilnehmer zurückverfolgt werden können.
Link zur Studie:
https://www.soscisurvey.de/hippgesundheitspersonal/
Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. Sonia Lippke | Adjunct Professor of Health Psychology and Behavioral Medicine
slippke@constructor.university | Tel.: +49 421 200-4730